Sterben und vergehen

Vor circa einem Jahr ist meine Mutter sehr überraschend gestorben. Sie hat nicht gelitten und hat ihr Leben bis zum Schluss genossen, so gut sie konnte. Ein paar Tage vorher war sie noch tanzen und hat mit ihrer guten Freundin gelacht. So einen Tod hat sie sich immer gewünscht. Für mich und meine Familie war es ein grosser Schock und wir haben eine Weile gebraucht, das zu verarbeiten.

Jetzt ein Jahr später kann ich sagen, dass ich in Frieden mit diesem plötzlichem Tod bin – meine Mutter ist bei mir! … und sie hat mir so viele Geschenke gemacht.

In diesen ungewöhnlichen Zeiten ist so einiges am Sterben und Vergehen. Wenn wir das Leben auf der Erde in Zyklen entsprechend der Jahreszeiten betrachten würden, befinden wir uns gerade im Herbst- bzw. Winterzyklus. Es ist Zeit für Einkehr und Innenschau und Rückzug. Dieser Rückzug dauert für viele schon ungewohnt lange, da sich unsere Gesellschaft mittlerweile hauptsächlich im Frühlings- und Sommerzyklus bewegt. Das heisst, es geht viel um Wachstum und Fülle. Wir haben verlernt, uns zurück zu ziehen und Phasen zu erlauben, in denen nichts wächst und sich nichts vermehrt, sondern vielleicht eher verwelkt und verwest.

Manches muss sterben, damit Platz für Neues geschaffen werden kann. Es mag im Moment hart klingen, sowas zu sagen in dieser Phase, in der so viele Geschäfte pleite gehen und es Menschen schlecht geht, und ja, auch ich so wenig arbeiten darf. Aber ich möchte einfach weiter versuchen, in dem was passiert einen Sinn zu sehen. Und bin überzeugt, dass viele verlernt haben, mal nichts zu tun, inne zu halten, sich Zeit für sich zu nehmen. Wenn man das nicht mehr gewohnt ist, möchte man die entstandene Leere schnell mit anderem füllen und zum Handy oder der Fernbedienung für den Fernseher greifen.

Was würde passieren, wenn ich diese Leere einfach mal erlaube, auch wenn sie sich unangenehm anfühlt – und dann daraus was Neues entstehen darf? Auch, wenn momentan vieles beängstigend und ungewiss ist und niemand wirklich weiss, wie es weiter geht, ist das eine Chance, ganz präsent im Moment zu sein mit dem, was gerade ist. (Yoga kann dabei helfen:-)) Und das ist vielleicht sogar angenehm: Die Sonne scheint, der Frühling ist da, die Menschen lachen mich an, die Blumen blühen und ich hab Zeit, in Ruhe meine Café zu trinken, weil ich nirgendwo hin muss. Und wie geht es dir? Schreib mir gerne!