Ich hatte schon länger von einigen Freunden von Vipassanah gehört. Bisher hatte mich immer das lange Sitzen, das wenige Essen (bzw. dass es kein Abendessen gibt) und vor allem das Schweigen abgeschreckt.
Als ich im Sommer 2003 zurück nach Deutschland kam von einem Auslandsstudienjahr in Italien, wusste ich, dass ich nichts zu verlieren hatte und nun auch einen zehntägigen Meditationskurs wagen konnte. Ich hatte eine intensive Zeit hinter mir, die schön, aber auch sehr herausfordernd war. Innerhalb eines Jahres lebte in vier verschiedenen Doppelzimmern in der Studentenstadt Bologna. Das hiess, jedesmal mit einer anderen fremden Person die eigenen vier Wände teilen, den anderen schnarchen, spät heimkommen oder früh aufstehen hören und ständig in der Energie einer anderen Person verweilen.
Zurück in Deutschland befand ich mich in einer psychischen Krise als Folge von Überforderung. Ich war fertig und brauchte dringend eine Auszeit – bereit für meinen ersten Meditationskurs! Bei Vipassanah nach Goenka gefiel mir besonders gut die Finanzierung über Spenden – ich kann so viel geben, wie ich will und habe – und die Kursorganisation durch Menschen, die bereits Vipassanah-Meditation in einem Kurs erfahren haben, und dann während den zehn Tagen ihre Dankbarkeit erweisen können, indem sie für die Kursteilnehmer kochen und putzen.
Mein erster Meditiationskurs rettete mir das Leben und gab mir Werkzeuge an die Hand, mich zu erden, Geist und Körper miteinander zu verbinden, wieder zu mir zu kommen und überhaupt den Alltag zu überleben. Endlich erkannte ich die Verrücktheit meines Geistes und dass es mich nicht weiterbringt, ihm die ganze Zeit zuzuhören, da er sich ständig wiederholt. Die Kurslänge war dabei ideal, da man innerhalb von zehn Tagen durch einige Widerstände geht und tiefere Medititationzustände erfahren kann, die im Alltag schwierig zu erreichen sind. Das Schweigen, was ausser kein Sprechen auch beinhaltet, dass man weder Augen- noch Körperkontakt hat, ist dabei sehr hilfreich, denn all diese Dinge sind Ablenkungen, um an tiefere Schichten des Geistes zu kommen.
Vipassanah ist meine Basistechnik, aber im Laufe der Zeit versuchte ich auch andere Techniken. Seit einigen Jahren habe ich eine spirituellen Meister gefunden – Prem Baba. Bei der Intitiation bekommt man ein Guru-Mantra von ihm, das bei täglicher Praxis, die Verbindung zu ihm als Repräsentation des Göttlichen und auch zu meinem inneren Guru in Form meiner Intuition aufrecht erhält.
Das Mantra wiederhole ich still im Geist (Japa-Meditation) mit Hilfe meiner Mala (Gebetskette). Das Guru-Mantra und Vipassanah-Meditation sind mir nach wie vor die liebsten Techniken. Ich medititere seit elf Jahren täglich ein bis zwei Stunden (teils Mantra-Meditation, teils Stille-Meditation mit Hilfe von Techniken aus dem Vipassanah) auf dem Boden sitzend vor meinem Altar – mit wenigen Ausnahmen.. Meditation gibt mir Halt im Trubel meines Alltags und ist Balsam für meine Seele und ein wunderbares Mittel, um meinen plappernden Geist zu beruhigen. Sie gibt mir geistige Klarheit, verbindet mich mit meiner Intution und verbindet Geist und Körper miteinander.
Während der Meditiation erkenne ich oft, worum es gerade geht in meinem Leben. Sie hilft mir bei Entscheidungen und gibt mir manchmal auch klare Einsichten, was es zu tun gibt. Meditiation hilft mir bei mir zu bleiben und ist mir ein wichtiges Werkzeug in Lebenskrisen und schwierigen Situationen.